Wir trauern um unseren Genossen Volker Fischer
29.12.1953 – 24.2.2025
Unser Genosse, Freund und Schatzmeister Volker Fischer ist am 24. Februar 2025 gestorben.
Volker war eher ein leiser, aber leidenschaftlicher Kämpfer für linke Ideen und vor allem konkrete Politik. Er hatte Humor und konnte noch besser sich selbst auf die Schippe nehmen.
Er war ein Kulturlinker, ein Kulturmensch im besten Sinne. Er verstand etwas von Kultur, von Kunstproduktion und mehr noch von Kulturwirtschaft, kannte zahlreiche Künstler*innen und half, dass ihre Projekte und ihr Leben finanzierbar wurden, und sprudelte selbst voller Ideen, für die er immer wieder neue Verbündete suchte und fand, egal ob in Berlin, in Nigeria, Kongo oder Südafrika.
Er liebte Berlin und seine Kieze in Charlottenburg-Wilmersdorf und verknüpfte schon vor Jahren hier die soziale Frage mit der Frage der Mieten. Volker kannte man in den Mieterbeiräten, im Klausenerplatz-Kiez, in Westend und in den vielen kleinen Galerien. Hier war er zu Hause. Er kannte sein Metier und wurde weit über Die Linke hinaus geschätzt als Linker, als Experte, als Projektentwickler mit konkreten Ideen und solider Finanzstruktur.
Er war Marxist, aber fern jeder Orthodoxie. Er hatte seine Klassiker des Marxismus und vieles darüber hinaus gelesen. Er war viel zu neugierig, um nur bei Marx stehen zu bleiben. Aber theoretisieren ohne Praxisbezug war ihm zuwider. Es musste praktisch relevant sein, gesellschaftlich interventionsfähig, sonst war es für ihn, der sich dennoch auskannte, nur Zeitverschwendung. Und er forderte eine geschichtsbewusste Linke, eine mit historischem Blick zur Einordnung gesellschaftspolitischer Entwicklungen. Eine geschichtslose Linke war ihm ebenso suspekt wie undifferenziertes Schwatzen in linken Schablonen.
Volker war bescheiden, wenn es darum ging, seine Leistungen zu beschreiben. Er war es auch, was seine Lebensweise betraf. Zugleich aber half er all jenen, die ihn um Hilfe baten, manchmal mehr, als er selbst verkraftete. Dass ausgerechnet die Corona-Zeit ihm finanzielle Stabilität bieten würde, gehört zu den ironischen Momenten seiner Lebensbilanz, aber – so würde er jetzt einwerfen – er half, dass Künstler*innen in dieser Zeit, in der sie ihre Werke nicht ausstellen konnten, das erhielten, was möglich war. Wer ihn um Hilfe bat, bekam sie.
Auf Volker war Verlass im privaten und politischen Leben. Das galt auch für seine Arbeit im Vorstand der Linken Charlottenburg-Wilmersdorf. Je schwieriger es in der Partei wurde, je schärfer und unversöhnlicher die innerparteilichen Debatten geführt wurden, desto mehr wurde Volker als Vermittler zwischen den Fronten, als Versachlicher, als jemand der zuhören konnte, und doch selbst klare Positionen hatte, gebraucht. Er konnte moderieren, er konnte vermitteln, aber er konnte notfalls auch verdammt stur sein, wenn sich seine Haltung auf unzählige Erfahrungen vergangener Kämpfe stützte. Und manchmal war er auch nervend hartnäckig.
So haben wir ihn auch viele Jahre erlebt im Vorstand der Linken Charlottenburg-Wilmersdorf und als Bürgerdeputierter der BVV-Fraktion. Und ihn genau dafür unheimlich geschätzt. In der letzten Legislatur unterstützte er unsere Fraktion mit seinem großen Erfahrungsschatz im Kulturausschuss, wo er sich das ein oder andere Mal genervte Blicke anderer Fraktionen und der Stadträtin einfing, wenn er beispielsweise für das selbstverwaltete soziokulturelle Zentrum im Schoeler Schlösschen ein solideres Finanzierungskonzept einforderte, für dessen Einrichtung die Fraktion und er gemeinsam mit einer Bürgerinitiative kämpfte, oder wenn er mit Blick auf anstehende Entscheidungen Vorträge zur Kulturgeschichte hielt, die immer wieder auch von uns Geduld verlangten. Aber schlussendlich wussten alle, dass er nicht unrecht hatte mit seiner Kritik. Er war einfach da, wenn wir als Partei oder Fraktion seinen Rat brauchten und er war mehr als unser Schatzmeister im Bezirksverband – er war ein gestandener Genosse – eine Säule, die lange nichts umhauen konnte. Dann kam der Krebs.
In unserer Runde wird er fehlen. Es ist so traurig, dass er diesen riesigen Erfolg seiner Partei Die Linke bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 nicht mehr erleben konnte, für die und in der er jahrelang gemeinsam mit uns gestritten hat. Aber wir sind uns sicher, er hätte mit uns gefeiert und weiterhin an unserer Seite leidenschaftlich gekämpft für linke Veränderungen.