Veranstaltungshinweis: Kultur im Kiez am Mierendorffplatz

Im Literaturtreff steht am 26. März 2010 das Buch „Kriechend zum Mann werden“ von Pinar Selek im Mittelpunkt.

Die Veranstaltung findet statt am 26. März 2010 um 19.30 Uhr im Nachbarschaftsladen, Tauroggener Straße 44

Die Autorin Pinar Selek stellt ihr neues Buch vor.Die Soziologin und Schriftstellerin Pinar Selek lebt in Istanbul. Als Feministin und Mitherausgeberin der Zeitschrift „Amargi“ (Freiheit) engagiert sie sich für die Emanzipation und Gleichstellung der türkischen Frauen.

In dem Buch, das sie bei uns vorstellen wird, und das demnächst in deutscher Übersetzung erscheint, beschreibt Frau Selek das türkische Militär als einen Zwangsapparat, in dem Männern autoritäre Verhaltensmuster, aggressives Machotum und nationalistische Ideologie eingedrillt werden. Dabei stützt die Autorin sich im Wesentlichen auf Erfahrungsberichte von Militärangehörigen.

Im Rahmen eines Stipendiums des deutschen PEN-Zentrums hält Frau Selek sich derzeit in Berlin auf.

Zur Person:

Pınar Selek sie ist eine der führenden antimilitaristischen, feministischen FriedensaktivistInnen der Türkei, Soziologin und Schriftstellerin, die wieder einmal vor Gericht gestellt werden soll, obwohl sie bereits in zwei Prozessen freigesprochen wurde. Diesmal fordert der 9th Strafgerichtshof der Türkei lebenslänglich für sie.

Pınar Selek wurde 1971 in Istanbul geboren, besuchte die Notre Dame de Sion French Schule und war Ehrenstudentin der Soziologie an der Mimar Sinan Universität in Istanbul. 1996 übersetzte sie eine Publikation über die Zapatistische Befreiungsbewegung Mexikos: Ya Basta – Artık yeter’(Genug!). Akademische Arbeit versteht sie als eingreifende Wissenschaft. D.h. für sie auch in direkter Beziehung zu den Menschen selbst, vor allem mit sozial, politisch und kulturell Benachteiligten. Auch deshalb hielt sie nach Beendigung ihrer Abschlussarbeit, Kontakt zu Straßenkindern und Transvestiten und baute mit ihnen das ‚Straßenkünstler-Atelier’ auf.

Pınar Selek war dabei, ihre Forschungen über die Konsequenzen und Auswirkungen des Bürgerkriegs in der Türkei abzuschließen, als sie mit dem Verdacht konfrontiert wurde, 1998 eine Bombe in einem Bazar in Istanbul gelegt zu haben. Sie hat deshalb zweieinhalb Jahre im Gefängnis verbracht und mittlerweile 11 Jahre in Gerichtsräumen. Obwohl sie zwei Mal freigesprochen wurde, musste sie immer wieder dagegen ankämpfen als ‚Bombenlegerin’ kriminalisiert zu werden. Sie kämpft jedoch als Schriftstellerin, d.h. mit Publikationen u.a. über die verschiedenen, schwierigen Befreiungskämpfe in der modernen Türkei „Bary amadyk“ (Wir konnten uns nicht aussöhnen), (2004, Ithaki Publishing) und Sürüne Sürüne Erkek Olmak (Das Leben eines Hundes zu führen). Im letztgenannten Buch wird ‚Männlichkeit’ im Kontext militärischer Erfahrungen thematisiert. Außerdem veröffentlichte sie Geschichten: Su Damlası (Wassertropfen) (2008, Özyürek Publishings). Pınar Selek prägt eine klare Haltung gegen Krieg und gegen jede Art von Gewalt, eine Haltung, die sich in Artikeln unterschiedlichster Zeitungen, Magazinen etc Artikel wiederfindet. Mehr als 2000 Personen, darunter Orhan Pamuk und Yasar Kemal, SchriftstellerInnen, Film- und TheaterschauspielerInnen, JournalistInnen, JuristInnen, AktivistInnen, AkademikerInnen und natürlich auch Frauen haben ihr ihre Solidarität erklärt.

Sie hat an zahlreichen Konferenzen Workshops und Seminaren zum Thema Gender, Militarismus, Gewalt, Ökologie, Medien, Straßenkinder, marginalisierte Gruppen teilgenommen.  In 2001 war sie eine der Gründerinnen der „Amargi Frauen Co-op“ und organisierte Frauentreffen in Diyarbakır, İstanbul, Batman, und Konya, die bedeutsam für die Türkei waren. Sie arbeitet seit 2006 als Redakteurin und Koordinatorin des ‚“Amargi Feminist Journals“ und ist eine der Begründerinnen des Amargi Frauenbuchladens, der 2008 eröffnet wurde.

Kadriye Karci